Trotz mancher - häufig britisch geprägter - Vorurteile verbindet die neuseeländische „Kochkultur“ heute auf sehr erfolgreiche Weise traditionelle Ingredienzen der Māori mit den Importen europäischer Einwanderer auf der Grundlage natürlicher Gegebenheiten des Landes.
Kulinarisch hat die Küche von Aotearoa, dem „Land der langen weißen Wolke“, für jedermann etwas zu bieten – von Vegetariern über Fleischliebhaber bis hin zu Feinschmeckern. Das Land ist berühmt für seine Auster- und Hummergerichte, an Festtagen bekommt man auf traditionelle Art gegartes Fleisch und Fisch aus dem Erdofen namens Hāngī serviert und auch eine breite Palette an diversen Früchten und Gemüsesorten wird überall geboten.
Zwar stimmt es wohl, dass die neuseeländische Küche nicht unbedingt für ihre ausgeprägte Raffinesse oder vielfältigen Saucen bekannt ist, doch muss dies nicht zwangsläufig von Nachteil sein. Der großen Anzahl an jahreszeitlich bedingten und somit qualitativ hochwertigen Rohzutaten, vereint mit einer soliden Zubereitung, ist ein wohlschmeckend natürliches Aroma zu verdanken.
Als die Māori das Land im Südpazifik vor rund 800 Jahren von den östlichen Inseln Polynesiens aus zu besiedeln begannen, war die Auswahl an Speisen noch recht bescheiden. Man aß kultivierte, gejagte und gesammelte Zutaten.
Die Vorfahren brachten einst vertraute Pflanzenarten mit sich, doch außer Knollengemüse, wie Kūmara, Yams und Taro, verdarb das meiste bereits auf der langen Seefahrt über den Ozean. Auch das sehr viel kältere und oft raue Klima Neuseelands stellte zunächst ein Problem dar. Mit erfindungsreichen Anbauverfahren passten sie sich ihrer neuen Heimat an.
Natürliche Pflanzen, wie wilde Farne, Palmen, Pilze, Beeren, Früchte und Samen, des ursprünglich dicht bewaldeten Landes stellten wichtige Nahrungsressourcen dar. Der durch die Māori eingeführte Hund Kurī und die polynesische Ratte Kiore galten als wertvolle Fleischlieferanten, neben der Vielzahl an indigenen Vogel- und Fischarten.
Nach der Entdeckung Neuseelands durch den berühmten britischen Seefahrer Captain James Cook im Jahre 1768 und der späteren Besiedlung durch die Europäer, nahmen die Māori eingeführte Lebensmittel mit Freuden auf. Man fing an, auf den Inseln Weizen, Kartoffeln, Mais, Karotten, Kohl und andere Gemüsesorten anzubauen. Kurz darauf folgte dann auch die Haltung und Zucht von Schafen, Schweinen, Ziegen und Hühnern.
Erst durch die vielen Einflüsse unterschiedlicher Einwanderernationen und dem zunehmenden Tourismus der heutigen Kiwis selbst, konnte sich aus der einst so kargen Hausmannskost eine revolutionäre „neuseeländische Küche“ entwickeln.
Die grünen Inseln am anderen Ende der Welt sind bekannt für ihre Reh- und Lammgerichte. Zu den Spezialitäten zählen außerdem diverse Fisch-Variationen und andere Meeresfrüchte, wie Crayfish und Whitebait. Beliebte Snacks stellen klassische Fish and Chips, aber auch herzhafte Teigtaschen namens Pie dar, welche zumeist mit Hackfleisch und Käse gefüllt sind. Auch in „flüssiger“ Hinsicht kann sich Neuseeland mit den großen Nationen der Welt messen. Das Land führt eine ausgeprägte Kaffee- und Teekultur, man liebt Bier und genießt rund um den Globus einen hervorragenden Ruf für seine heimischen Weine.
Was lernen wir also aus all dem? Ein Land und seine kulinarischen Aspekte nur nach dem zeitgeschichtlichen Bestehen zu beurteilen ist falsch! Die Küche der Neuseeländer strotz nur so vor Vielfältigkeit der Zutaten und Gerichte. Wer bereit dazu ist, statt McDonald's und Burger King, Restaurants und Bistros mit höherem Standard zu besuchen, wird die gesunde und zugleich schmackhafte Seite Aotearoas kennenlernen.
Literaturverzeichnis
Kornmayer, Evert (2007): Klassische & moderne Rezepte aus Neuseeland. Über 250 Rezepte von den grünen Inseln im Pazifik. Dreieich: Verlag Gebrüder Kornmayer.
Longhurst, Robyn und Lynda Johnston (2013): „Dishing up difference. Assemblages of food, home and migrant women in Hamilton, Aotearoa New Zealand“. Geographies of race and food Critical Food Studies 2013: 199-216.
Royal, Charles und Jenny Kaka-Scott (2013): „Māori foods – kai Māori, Te Ara – the Encyclopedia of New Zealand“. Elektronisches Dokument: http://www.teara.govt.nz/en/maori-foods-kai-maori (abgerufen: 02.08.2020).
Shawcross, Kathleen (1967): „Fern-root, and the total scheme of 18th century Maori food production in agricultural areas“. The Journal of the Polynesian Society 76: 330-352.

(Quelle: http://www.stokedforsaturday.com/2014/04/a-taste-of-new-zealand/, abgerufen August 2020)
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